1.Rang Zentrumsplanung
Neubau Gemeindehaus Bonstetten
2024-
#Projekt
Das Dorfzentrum von Bonstetten wird gestärkt durch das Zusammenspiel bestehender Charakterköpfe und neuer, identitätsstiftender Gebäude. Mit dem Neubau des Gemeindehauses und der Ladeschüür entsteht eine lebendige Dorfmitte, die durch die geschickte Anordnung von kleinen Platzsituationen angemessener Größe zusätzlich aktiviert wird.
Dorfzentrum stärken
Bonstetten war bis vor Kurzem ein kleines Haufendorf. Das Dorf war weitgehend geprägt durch die unregelmässige Stellung der bäuerlichen Ensembles, meist bestehend aus einem grossen Stall mit ausladendem Dach und angrenzendem Wohnhaus. Die Mitte bestand aus einem kleinen Zentrum aus Kirche und Schulhaus.
In den letzten 30 Jahren ist Bonstetten jedoch sehr stark gewachsen. Um den historischen Kern hat sich ein ringförmiger Siedlungsgürtel aus homogenen Mehrfamilienhäusern entwickelt.
Diese Entwicklung führt dazu, dass das Zentrum im Verhältnis zu wenig Kraft hat und einer baulichen Stärkung bedarf.
3 min Dorf
In der ländlich geprägten Kulturlandschaft des Knonaueramts sticht Bonstetten durch seine kompakte Grösse und gleichzeitig hohe Dichte heraus. Innerhalb von einem Radius von 250 m vom Dorfzentrum leben rund 3500 Personen. Für sie sind die Güter des täglichen Bedarfs innerhalb von 3 Minuten zu Fuß oder mit dem Velo erreichbar.
Der Wunsch nach einem lebendigen Dorfzentrum ist in Bonstetten im Gegensatz zu vielen Orten im ländlichen Raum kein Wunschdenken, sondern bereits heute Realität. Durch die geschickte Neuanordnung und Konzentration von öffentlichen Nutzungen um die Platzsituation entlang der Dorfstrasse wird das Dorfzentrum zusätzlich aktiviert.
Die heute fragmentierten Freiräume werden durch die neue Gebäudesetzung gefasst und zum Rückgrat des öffentlichen Raumes. Gmeindplatz, Lädeliplatz und Chileplatz werden jeweils als primäre Freiräume durch einen markanten Grossbaum und spezifischen Belag markiert.
Raumfolge
Durch eine starke räumliche Abfolge wird das Dorfzentrum artikuliert. Dem Benutzer ist klar, dass er im Zentrum angekommen ist, sobald er die Kurve zwischen Ladeschüür und Restaurant Löwen passiert und dieses nach dem Abzweiger vor dem Burgwies wieder verlässt. Die räumlichen Engstellen spannen das Zentrum auf.
Dazwischen entsteht ein Kontinuum aus taschenartigen Platzsituationen. Durch ein dichtes Nebeneinander oder direkten Anbau der angrenzenden Gebäude werden die Freiräume klar gefasst und definiert.
Es wird bewusst auf die Schaffung eines grossen zentralen Dorfplatzes zugunsten einer Aneinanderreihung von kleineren taschenartigen Plätzen verzichtet. So haben die Räume eine Grösse, welche im normalen Alltag belebt werden kann, und trotzdem kann das Ganze durch Strassensperrung für eine Veranstaltung zu einem grossen Ganzen zusammengeschlossen werden.
Charakterköpfe
Aufgrund des Siedlungswachstums muss das Zentrum eine bauliche Stärkung erfahren, um wieder im Gleichgewicht mit dem umliegenden Siedlungsgürtel zu stehen. Dazu braucht es im Kern starke Baukörper, welche hervortreten und Identität und Orientierung schaffen.
Dies dürfen ruhig auch Neubauten sein, welche jedoch die Gegebenheiten der bestehenden Bebauungsstruktur respektieren und bewusst einen Akzent setzen.
Gebäude mit starkem Charakter sind im Zentrum legitim.
Aktuell vermag dies nur Kirche, Schulhaus und Riegelhüüsli zu leisten. Durch die Ergänzung mit neuen starken Baukörpern wie dem Gemeindehaus und der Lädelischüür wird das gesamte Zentrum zu Ort mit starkem Charakter und Identität zusammengebunden.
Grünräume
Der Grünraum des ehemaligen Friedhofs mit altem Baumbestand ist heute schlecht zugänglich und isoliert. Durch neue Zugänge wird er besser an das Zentrum angebunden. Die auf das Zentrum zulaufenden Fusswegverbindungen werden direkt weitergeführt, wodurch ein grosszügiger Freiraum entsteht, der bis an die Dorfstrasse erkennbar ist.
Viele, für die Dorfstruktur typische, Vorgärten sind im Verlauf der letzten Jahre zugunsten von Parkplätzen aufgehoben worden. Der Raum verlor an Spannung. Das Riegelhüsli erhält wieder einen neuen Vorgarten, der jedoch neu auf Strassenniveau, öffentlich zugänglich und einsehbar den Spielplatz direkt an die Dorfstrasse anbindet und so zu einem abwechslungsreichen Strassenbild beiträgt.
Nutzungen
Das Zentrum weist bereits heute auf kleinem Raum ein breites Nutzungsangebot auf. Was auffällt, ist, dass die anliegenden Freiräume kaum durch die Nutzungen aktiviert werden. Durch die Anordnung von öffentlichen und publikumsintensiven Nutzungen in den platzumfassenden Erdgeschossen werden die Freiräume im Zentrum aktiviert und das Zusammenspiel von Innen- und Aussenraum gestärkt.Um die drei primären Freiräume Gmeindsplatz, Lädeliplatz und Chileplatz werden Nutzungen nebeneinander angeordnet, welche von Synergien profitieren und sich gegenseitig befruchten. Dazwischen entstehen ruhigere Freiräume wie beispielsweise der Garten beim Riegelhüüsli, welche eine räumliche Gliederung schaffen.
Anziehungspunkte
Im Zentrum befinden sich mehrere wichtige Anziehungspunkte, wie der Löwen, der Gemeindesaal, das Burgwies oder der Spielplatz, jedoch in peripherer Lage zur Dorfstrasse. Durch die neue städtebauliche Komposition sowie die Gestaltung der Freiräume erhalten sie alle auf unterschiedliche Weise einen direkten Bezug zum Zentrum:
Der Gemeindesaal durch die Neuorientierung des Foyers, das Burgwies durch eine neue Wegverbindung direkt bei der Kirche, der Spielplatz durch die Verschiebung an die Dorfstrasse und der Löwen durch die Setzung der Lädelischüür und das Aktivieren des zur Strasse vorgelagerten Raumes mit beispielsweise der Bushaltestelle. Durch diese Anbindung werden bisher brachliegende Potenziale der bestehenden Anziehungspunkte aktiviert.
2025 Start Überarbeitung Wettbewerbsprojekt
Studienauftrag mit Präqualifikation in enger Zusammenarbeit mit:
Josch Brun (Landschaft) von freiraumarchitektur.
Martin Reich (Verkehrsplaner) von Schneiter Verkehrsplanung
Mitarbeit: Nina Cattaneo, Sofie Unger, Georg Bachmann, Selin Risi
Visualisierungen: DOM Images
Visualisierungen: